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190 Route 3.JERUSALEM. Das Harâm

Wir gelangen an die Nordmauer des Harâm, die eine ganze
Reihe von Thoren hat. Zunächst östlich sieht man das Bâb el-Asbâty,
das Thor der Stämme. (Uebrigens hielt man asbât, Stämme, bis-
weilen
für den Namen eines einzelnen Mannes, eines Propheten.)
Unter den Arcaden der Nordmauer erblicken wir Fenster; ein Blick
aus einem derselben verlohnt sich, denn wir sehen hier tief unter
uns den traditionellen Teich Bethesda. Vor Zeiten lief hier ein
Thälchen seitwärts vom oberen Tyropoeon nach Osten, das man bei
der Anlage dieses Teiches benutzen konnte. Der Teich misst 110m
in der Länge, 40m in der Breite. Er liegt 21m unter dem Niveau
der Tempelarea, und sein Boden ist 6m hoch mit Schutt bedeckt;
selten findet sich heute etwas Regenwasser darin. Der Teich wurde
von Osten gefällt und konnte durch einen Ablauf, der sich in einem
Thurm in seinem Südostwinkel befindet, regulirt und geleert wer-
den
. Die katholische Tradition und manche neuere Reisende haben
in dem Teich den beim Schafthor gelegenen Bethesdateich erkennen
wollen; da man dieses Thor an die Stelle des heutigen Stephans-
thores
setzte (mit Unrecht, s. S. 156), so sprechen auch schon alte
Pilger von der hier gelegenen piscina probatica, dem Schafteich.
(Ueber den wirklichen Bethesdateich s. S. 191.) Heute führt der
Teich den Namen Birket Israʿîn, Israelsteich. Durch eine kleine
Oeffnung in der Harâmmauer ist Warren vom Teiche aus in Sub-
structionen
mit Gewölben eingedrungen. Wenn wir die Nord-
seite
des Harâmbezirks entlang gehen, so haben wir links alte
Gräber; bald kommen wir wieder an ein Thor rechts, das den
Namen Bâb Hitta oder Hotta führt; dann folgt das Bâb el-ʿAtem,
Thor der Dunkelheit, auch Scherîf el-anbiâ, Ehre der Propheten,
oder von einer dort gelegenen Schule Devadâr-Thor genannt; es
entspricht dem Thore Tôdi des Talmud. In der Nordwestecke des
Tempelplatzes finden wir Felsboden; der Fels ist abgeschrotet, ja
noch mehr, es ist ein senkrechter, 7m tiefer Einschnitt gemacht,
und die Mauer erhebt sich über demselben. Die Unterbauten dieser
Mauer scheinen ebenfalls alt, und es ist fraglich, ob sie nicht gar
der Festung Antonia angehört haben könnten. Heute steht dort
eine Caserne (Pl. 11); häufig hört man daselbst die Militärmusik
ihre ohrzerreissenden Töne hervorbringen. In der NW.-Ecke steht
eines der höchsten Minarets des Harâm.

Von der Beschreibung des Inneren dieses ganzen grossen Be-
zirkes
gehen wir nun über zu einem Gang um die Umfassungsmauer
desselben, wobei wir uns am bequemsten die ganze Anlage der
Unterbauten vergegenwärtigen können. Was wir bis jetzt als
grosse ebene Fläche betrachtet haben, war ursprünglich keineswegs
eine solche, sondern ein Hügelrücken, dessen beide Seiten künst-
lich
erhöht und dessen überragende Theile im Nordwestwinkel ab-
getragen
wurden. In der Mitte der Area zieht sich der Höhenzug
bis unter die Aksa fort. Das westliche Thal, das Tyropoeon, ist
heutzutage beinahe ganz zugeschüttet.